Laugavegur – welche Richtung ist die bessere?

2022 bin ich den Laugavegur gleich 2x gelaufen. Einmal von Þórsmörk nach Landmannalaugar mit dem Zelt und die zweite Runde von Landmannalaugar zurück nach Þórsmörk und Hüttenübernachtungen. Ich war nicht allein unterwegs: die beiden Touren habe ich als Trekking-Guide geführt und hatte jeweils eine kleine Gruppe dabei.
In diesem Text möchte ich von meinen Eindrücken der beiden Richtungen im direkten Vergleich erzählen.

Vorab wichtig: Bist du mit dem Zelt unterwegs oder willst du in Hütten schlafen?

Wenn du in den Hütten schlafen willst, gibt es für dich nur die Option von Landmannalaugar nach Þórsmörk zu laufen. Der Hintergrund ist, dass der FÍ (Ferðafélag Íslands) die Übernachtungen zusammenhängend nur in diese Richtung anbietet.
Tipp: Wenn du in Hütten schlafen möchtest, solltest du früh buchen. Oft sind diese im Oktober schon so stark belegt, dass man seine Reisepläne nach freien Schlafplätzen legen muss, im November geht vieles schon nur noch über die Nachrücker-Liste.
Mit dem Zelt kannst du in beide Richtungen laufen und starten, wann du willst. Ich habe auf meinen Touren gemerkt, dass ich lieber mit dem Zelt unterwegs bin. Ich bin einfach kein Fan von Matratzenlagern mit Fremden (auch wenn man sich jeden Abend wieder sieht). Mich hat es außerdem genervt, dass in den Hütten natürlich auch die organisierten Touren mit großen Gruppen untergekommen sind, inkl. Gepäcktransport und Koch-Service. Beides hat für mich persönlich mit Trekking nicht viel zu tun und hat die Stimmung auf den Hütten irgendwie komisch gemacht.

Der Laugavegur von Þórsmörk nach Landmannalaugar

Diese Richtung ist und bleibt meine Lieblingsrichtung. Von Thórsmörk aus kann man den Laugavegur nur mit dem Zelt bewandern. Es ist außerdem möglich, sich einzelne Hütten-Nächte zu buchen, allerdings nicht zusammenhängend für die gesamte Strecke. Ich weiß nicht, wie es mit 2 Nächten am Stück ist. Der Laugavegur verläuft in dieser Richtung gefühlt nur bergauf, zumindest bis kurz nach Hrafntinnuser, von wo aus man dann bis auf kleinere Hügel nach Landmannalaugar absteigt. Gegen das Brennen in den Oberschenkeln hilft die Aussicht und der Fakt, dass die Landschaft hier mit jedem Kilometer dramatischer und einzigartiger wird – das ist übrigens der Grund, weshalb ich diese Richtung so gerne mag.
Wenn man den Laugavegur im Zelt wandert, kann ich nur immer wieder empfehlen, eine Übernachtung in der Hrafntinnuskerhütte zu buchen oder bis Landmannalaugar durchzulaufen. Ich war jetzt drei Mal hier oben und es war bei jedem einzelnen Besuch maximal ungemütlich, sodass ich froh war, nicht draußen schlafen zu müssen (2x war ich in der Hütte, das andere Mal haben wir die letzten beiden Etappen durchgeballert).

Von Landmannalaugar nach Þórsmörk

Wenn man in diese Richtung läuft, startet man mit einem kleinen Anstieg bis Hrafntinnusker und dann geht es bis auf ein paar kleinere Stellen so gut wie nur bergab. Ich fand es besonders schön, direkt in der Marslandschaft rund um Landmannalaugar zu starten und die Vielfalt der Natur und Strecke auch nochmal aus der anderen Richtung und damit auch vielen anderen Perspektiven zu sehen.
Mir ist bei der Wanderung in diese Richtung aufgefallen, dass man viel schneller unterwegs ist, was bei uns dazu geführt hat, dass wir recht viel vom Tag übrig hatten, als wir an den Hütten ankamen. Gerade die erste Etappe von Landmannalaugar nach Hrafntinnusker mit nur 12 Kilometern ist echt fix gelaufen. Wahrscheinlich macht es Sinn, erst am Mittag zu starten oder noch einen kleinen Umweg durch Landmannalaugar zu drehen.
Ich würde deshalb beim nächsten Mal die ersten beiden Etappen zusammensetzen, Hrafntinnusker überspringen und direkt nach Álftavatn laufen. Für die anderen Etappen kann man sich dann ruhig jeweils einen ganzen Tag Zeit nehmen, wobei man auch hier entspannt starten kann und trotzdem früh an der nächsten Hütte ankommt.
Wenn man in diese Richtung läuft, läuft man übrigens auch in die Richtung, wo die organisierten Touren mit Gruppengrößen von bis zu 20 Personen laufen. Ich würde deshalb meine Startzeit immer davon abhängig machen, wann diese Gruppen loslaufen, damit man nicht ausersehen in die Menschentraube gerät und den Weg nicht so genießen kann, wie wenn man alleine ist.