Nach meinem Winter-Campingtrip durch Island wollte ich das Land nun auch mal in der schönen Jahreszeit im Van erleben. Ob das wirklich so geklappt hat…? Zum Teil.
Erstmal kurz zu den Eckdaten: Ich bin am 01. Juni 2025 für insgesamt elf Tage nach Island geflogen und habe davon 10 Nächte im Van verbracht. Mein Rückflug ging so früh, dass ich die letzte Nacht in einem Guesthouse geschlafen habe, was eine sehr gute Idee war. Ich war im Happy 2 von Happy Campers unterwegs, die mir dieses Auto netterweise für die Reise zur Verfügung gestellt haben. Deshalb kurz zur Transparenz: Happy Campers hat mir das Auto im Rahmen einer Kooperation zur Verfügung gestellt. Dieser Bericht ist Teil unserer Vereinbarung, ich schreibe natürlich meine Eindrücke und Meinung.
Meine Pläne
Nachdem ich Island zuletzt im tiefsten Winter umrundet hatte, wollte ich das gerne nochmal bei gutem Wetter tun. Beziehungsweise zu einer Jahreszeit, die nicht unbedingt Schneestürme verspricht, dass das Wetter eine Wundertüte ist, weiß ich ja. Ein fester Punkt in meiner Planung war Fahrradfahren! Ich habe mir für den ersten Tag in Hveragerði ein Rad gemietet und bin damit über Reykjanes gedüst.
Die Richtung war damit also schonmal klar: erst durch den Süden und dann durch den Rest vom Land. Und weil ich schon zig mal im Süden war, wollte ich ziemlich schnell durchkommen, also mit maximal einer Übernachtung zwischen Hveragerði und Höfn. Im Osten wollte ich ein wenig mehr Zeit verbringen, im Norden den Arctic Coast Way fahren und dann wieder zurück nach Reykjavík. Bis auf das Radfahren hatte ich also keine festen Pläne oder Termine, konnte die Reise entspannt auf mich zukommen lassen und je nach Lust und Laune anpassen. Oder je nach Wetter… das war nämlich weitaus schlechter, als ich es erwartet hatte.
Mein Campervan – Eine kurze Vorstellung vom Happy 2
Wie oft kann man Happy schreiben? Finden wir es heraus! Der Happy 2 ist ein Renault Trafic und bietet Platz für bis zu 3 Personen. Ich persönlich würde hier nicht mit 3 Leuten übernachten, außer man mag sich extrem gerne und braucht beim Schlafen keinen Platz. Für 1-2 Personen passt er super! Er ist mit allem ausgestattet, was man braucht: Küche mit Kocher, Kühlbox und kleinem Spülbecken inkl. fließendem Wasser, Topf, Pfanne, Geschirr und Besteck (die Küche ist besser ausgestattet als manche Ferienwohnung). Hinten gibt’s Aufbewahrungsmöglichkeiten, Sitzbänke und Tisch, die man zum Bett umbauen kann. Ich bin faul und habe mein Bett die komplette Reise nicht mehr zurückgebaut, genug Platz ist im Auto trotzdem. Man bekommt Decken, Kissen und Bettlaken von Happy Campers. Der Happy 2 hat, wie die komplette Happy Familie, eine Standheizung, damit man es sich auch im kühlen Island schön muckelig machen kann.
Ich hätte mir für die Reise keinen besseren Camper vorstellen können. Die Größe war perfekt, er liegt sogar bei Sturm gut auf der Straße, ich habe nicht gefroren und er sah auch noch ziemlich gut aus. Volle Punktzahl von mir.
Wenn du mit dem Campervan durch Island düsen möchtest, bekommst du bei Happy Campers mit dem Code halloisland5 5% Rabatt auf deine Buchung. Gleichzeitig bekomme ich eine kleine Provision und kann mein Blog weiterhin am Leben halten. Win-Win Situation? Ich denke ja. Ich habe übrigens auch noch einen Text mit vielen Tipps rund ums Camper mieten in Island.



Meine Reise Tag für Tag
Wie ein richtiger Profi, habe ich während meiner Reise ein kleines Reisetagebuch geführt. Deshalb kann ich dich Tag für Tag ganz detailliert mitnehmen (na gut, nicht 100% detailliert, es soll ja nicht langweilig werden).
Ganz viel Spaß!
Tag 1: Lange Anreise, aber endlich wieder Island

Meine Islandreise begann ein wenig holprig. Das Flugzeug ist mit 2 Stunden Verspätung gestartet, ich war also statt der üblichen 3,5 Stunden ganze 5,5 Stunden unterwegs, bevor ich endlich isländischen Boden unter den Füßen hatte. Glücklicherweise konnte ich den Camper noch abholen, was auch alles tiptop ablief. Nach kurzem Aufstocken an Extras (Kaffeekanne, Handyhalterung und Strom-Converter) und einer Einweisung ins Fahrzeug ging meine Reise endlich los!
Ab nach Reykjavík um Freunde zu treffen und nach den vielen Stunden im Flugzeug endlich was zu essen. Nach mehreren Runden Festquatschen bin ich dann irgendwann gegen Mitternacht auf den Campingplatz in Hveragerði, knapp 50km entfernt, gerollt und habe mein Nachtlager aufgeschlagen.
Warum Hveragerði? Weil ich hier am nächsten Morgen mein Miet-Fahrrad abholen musste. Der Campingplatz war nichts dolles, hatte aber alles, was man braucht: Saubere Sanitäranlagen, Strom, einen kleinen Spielplatz und einen Aufenthaltsraum. Dazu war es hier sehr ruhig und man konnte über die Parka-App bezahlen, was sehr praktisch ist, wenn man mitten in der Nacht ankommt.
Mitten in der Nacht habe ich übrigens aktiv wahrgenommen, dass einfach immer noch die Sonne schien und es wirklich hell ist (ist ja nicht so, als wäre ich nicht schon öfter im Sommer im Norden gewesen und würde das kennen…). An diesem Punkt fiel dann auch der lange Anreisetag von mir ab und ich konnte endlich „Hach, endlich wieder in Island“ spüren.
Tag 2: Radfahren, Wasserfälle und Sturmböen
Nach einer sehr guten, erholsamen ersten Nacht im Camper (es ist verrückt, dass ich gar keine Probleme damit habe, mein eigenes Bett gegen ein Auto zu tauschen, während ich in Hotelbetten grundsätzlich erstmal schlecht schlafe) ging es für mich zu Icebike Adventures, wo ich mir ein Gravelbike gemietet hatte. Das konnte ich easy in den Camper werfen und bin dann auf einen Parkplatz in die Nähe der Krísuvíkurkirkja gefahren, wo meine 50km Runde über Reykjanes starten sollte. Radfahren auf Island ist nochmal eine ganz andere Story, über die ich demnächst auch noch was schreiben werde, aber ich bin maximal angefixt. Diese Tour war für mich ein kleiner Test, weil ich 2026 den Westfjords Way fahren möchte. Island hat hier auf jeden Fall alles geliefert, wovor ich Panik hatte: Windböen mit abartigen Geschwindigkeiten, Sonne, Regen, LKWs, die ohne Abstand überholen… Hat mir alles nichts ausgemacht, ich will nach wie vor nächsten Sommer um die Westfjorde radeln 🤝
Nachdem das Rad wieder abgegeben war, habe ich mich Richtung Süden aufgemacht. Erster Stopp: Bónus in Selfoss, ich hatte bis dahin nämlich noch gar nichts eingekauft. Danach ging es zum Seljalandsfoss, wo es um 21:45 Uhr erstaunlich leer war. Mit mir waren vielleicht maximal 10 andere Leute unterwegs und das im Sommer! Weiter ging es zum Skógafoss, wo ich so, so gerne wieder übernachtet hätte. Aber es gab eine Sturmwarnung für den nächsten Tag und die hat ihre Schatten (oder Windböen) schon vorausgeworfen.
Es war so windig, dass ich es nur für ein ganz kurzes Foto aus dem Auto geschafft habe. Weiterfahren war für mich okay, weil ich ja wusste, dass eine orangene Sturmwarnung kommt und ich mir im Vorfeld gleich drei Optionen zurecht gelegt hatte (Skógafoss, Þakgil und Vík). Þakgil ist leider auch ausgeschieden und ich habe ganz erwachsen und verantwortungsbewusst auf dem Campingplatz in Vík eingecheckt. Infrastruktur und Menschen drumherum waren mir dann doch lieber als im Worst Case in einer windigen Schlucht zu sitzen. Der Campingplatz war bis auf die letzte Lücke gefüllt, hier sind also noch mehr Camper gestandet.






Tag 3: Sturm im Camper ist auch… eine Erfahrung
Heute habe ich erstmal den Sturm-Tag in Vík ausgesessen. Das klappte im Happy 2 wegen seiner Größe ganz hervorragend und ich konnte sogar ein wenig arbeiten. Sobald ich den Van verlassen habe, war es schrecklich windig und es hat gar keinen Spaß gemacht, auch nur für eine halbe Minute draußen zu sein. Vielleicht habe ich deshalb morgens auch nochmal näher am Klohäuschen geparkt als in der Nacht davor.

Der Wind hat sich glücklicherweise am frühen Nachmittag ein wenig gelegt (die orange Warnung wurde gelb), also bin ich zum Strand und durch das Örtchen spaziert. Hier kam sogar die Sonne raus und weil es bis auf einzelne Böen windstill war, habe ich dann doch noch den Weg Richtung Ost-Island auf mich genommen. Mein ursprünglicher Sturm-Plan war, noch eine weitere Nacht in Vík zu verbringen und wäre wahrscheinlich die bessere Idee gewesen, denn kaum aus Vík raus, fingen die crazy Windböen an, das Lenkrad war permanent im Anschlag und zwischenzeitlich wurde das Auto ein bisschen gesandstrahlt, weil direkt hinter Vík das Myrdalssandur liegt, eine Art Wüste. Sand und Windgeschwindigkeiten von über 20m/s sind kein gutes Match. Naja, da musste ich jetzt durch. Im Vorfeld hatte ich mir 3 Campingplätze ausgesucht:
- Super, wenn es klappt: Viking Café bei Stokksnes
- Nice to have: Svínafell
- Notlösung aka. der erste Platz nach Vík: Kirkjubæjarklaustur
Und in Kirkjubæjarklausutr habe ich dann auch die Nacht verbracht. Es war ungemütlich und windig, aber im Camper muckelig warm und bequem.
Warum ich nicht weitergefahren bin:
- hinter Kirkjubæjarklaustur kommt noch ein sehr langer, sandiger Abschnitt
- es war mir zu gefährlich, weil die Windböen hinter dem Ort noch stärker gewesen wären
- ich hatte keinen Bock, das Auto und/oder mich kaputt zu machen





Tag 4: Mein Sehnsuchts-Canyon und Eisbrocken im Sonnenschein
Morgens war ich erstmal unsicher, ob ich überhaupt fahren sollte, weil die Windvorhersage nach wie vor absolut mies war und zwischen Kirkjubæjarklaustur und Skaftafell eine riesige Sandfläche liegt. Also noch eine Tasse Kaffee, ein kurzer Besuch am Wasserfall und den Schafen nebenan und die Entscheidung noch ein bisschen vertagen. Als ich dann gefahren bin, war alles total easy. Kein fliegender Sand, kein nerviger Wind. Alles fein.
Mein erster Stopp war Múlagljúfur, der schon seit Jaaaaaaaahren auf meiner Bucketlist stand, aber im Winter immer schwierig war. „Today was the Day!“ Ich war dort. Schon beim Einbiegen in die Straße hatte ich Vorfreude-Tränchen in den Augen, was mir in Island inzwischen echt selten passiert. Der „Hike” war machbar (auch ohne Wanderschuhe in Bluntstones), der Canyon einfach der Wahnsinn. Ich würde fast sagen, er ist noch schöner als Fjaðrárglúfur. Vor allem ist er weniger stark besucht und das ist gerade im Sommer ein Pluspunkt.
Weiter ging es zum Diamond Beach, wo ich mich in den ersten Minuten ein wenig geärgert hatte, dass ich die Parkgebühr gezahlt habe. Es sah von weitem nämlich aus, als längen keine Eisbrocken am Strand und dann ist der Diamond Beach einfach ein schwarzer Strand, den man überall ohne Parkgebühren haben kann. Außerdem standen dort 3 Reisebusse und dementsprechend viele Menschen waren unterwegs. Najo, ich hatte ja keinen Druck, habe mir meine Stricksachen genommen und mir das Spektakel erstmal vom Auto aus angeschaut. Als nur noch ein Bus da war, bin ich dann auch mal ausgestiegen und ein ganzes Stück über den Strand gelaufen. Dort lagen dann auch Eisbrocken im goldenen Sonnenlicht. Genau so, wie ich es mir gewünscht hatte. Ich hab mich erstmal in den Sand gesetzt und auf’s Meer geschaut, dafür nimmt man sich ja viel zu wenig Zeit.
An der Gletscherlagune konnte ich einen der top Parking-Spots ergattern und dann hab ich erstmal komplett Influencermäßig den Camper vor den Eisbergen fotografiert. Kam ich mir dabei komplett bescheuert vor? Ja. Habe ich das allerbeste Camper-Gletscherlagune Bild überhaupt geschossen? Auch ja.
Mein Tagesabschluss war dann am Vestrahorn/Stokknes auf dem Campingplatz vom Viking Café. Ich muss sagen, ich hatte die Strecke von Jökulsárlon bis hier komplett anders in Erinnerung, viel kürzer und viel weniger eindrucksvoll. Das liegt vielleicht aber auch daran, dass Island im Sommer einfach anders kickt. Nach einem Feierabendbier im goldenen Sonnenuntergang (wobei die Sonne ja nicht wirklich untergeht) habe ich mich dann ins Bett gemuckelt und richtig gut geschlafen.









Tag 5: Kaffee mit Aussicht, Wandern und Gravel
An Tag 5 war ich irgendwie sehr erschöpft. Ich glaube, dass der Wind der letzten Tage mir noch in den Knochen steckte. Aber von Anfang an: wie geplant habe ich mit Blick auf den schwarzen Strand Stokksnes gefrühstückt und war dabei allein, weil ich sehr früh war und viele der anderen Camper schon am Vorabend unten waren. Perfekt! Dann habe ich relativ viele Fotos vom Auto in dieser Kulisse gemacht, mich irgendwann losgerissen und bin auf eine Waffel und Kaffee ins Viking Café gegangen. Hier habe ich dann auch nochmal über die heutige Route nachgedacht und dachte, ich könnte ja auch bis Vopnafjörður fahren, das ist nämlich gar nicht soooo weit (310 km, über 4 Stunden reine Fahrtzeit…). Es kam anders.
Mein erster Stopp war Hvannagil, eine wunderschöne, menschenleere Schlucht, die nur 4,5 Kilometer von der Ringstraße entfernt ist. Die Straße dorthin war eine Gravelroad und schwer anstrengend zu fahren. Eigentlich hätte hier auch ein Campingplatz sein sollen, wo ich in der Vornacht übernachten wollte, aber den habe ich nicht gefunden und war deshalb extrem froh, doch am Viking Café geschlafen zu haben. Aber zurück zu Hvannagil: hier bin ich ein, zwei Stunden umhergewandert und habe die Landschaft in mich aufgesogen (ich habe keine Ahnung, wie lang es wirklich war, weil ich absolut kein Zeitgefühl hatte). Der Ort fühlt sich ein bisschen wie das Hochland an. Es war unfassbar schön und ich bin noch ein bisschen mehr in Island verliebt.
Danach bin ich zurück auf die Ringstraße Richtung Osten, habe hie und da einen kurzen Stopp eingelegt und war weiterhin erschöpft und müde von den letzten Tagen. Das war der Tag, an dem ich einfach nur ankommen und nicht mehr fahren wollte. Mein Tagesziel Vopnafjörður habe ich schnell verworfen und bin letztendlich kurz vor Egilsstaðir gelandet. Das war auch gut so, weil der Tag durch die Hvannagil Wanderung und die vielen anderen Stopps an schönen Orten doch so lang wurde, dass ich es nicht entspannt bis Vopnafjörður geschafft hätte.
Aus meiner müden, erschöpften Laune heraus habe ich kurz überlegt, Hengifoss und Raufarhöfn aus meiner Planung zu streichen damit ich schneller bin. Was ist das für ein blöder Gedanke? Ich war ja schließlich hier, um langsam zu reisen und alles zu genießen und die Orte zu sehen, zu denen ich es im Winter nicht so einfach schaffe. „Auf Hengifoss würde ich verzichten, Raufarhöfn bin ich Kalmann schuldig, da möchte ich schon gerne hin.“ habe ich in mein Reisetagebuch geschrieben und so kam es dann auch.









Wie die Reise weiter ging, erfährst du im zweiten Teil meines doch recht lang geratenen Reiseberichts! Da nehme ich dich mit in den Norden auf den Arctic Coast Way, du erfährst, wer Kalmann ist, wir legen uns ins nasse Gras und finden am Ende vielleicht auch noch ein paar Sonnenstrahlen.
