Endlich mal wieder ein Reisebericht! Ich war Ende März / Anfang April 2024 für 10 Tage in Island – und zwar habe ich zum ersten Mal Wintercamping im Van gemacht.
Als ich im Januar 2024 ganz spontan entschlossen hatte, über Ostern nach Island zu fliegen und die Preise für die wenigen verfügbaren Unterkünfte in meiner Zielregion gesehen hatte, war ziemlich schnell klar: Jetzt ist die passende Zeit für den Urlaub im Camper, den ich schon länger mal machen wollte.
Mitten im Winter, aber egal. Lieber frieren als gar kein Dach über dem Kopf (oder halt eins, das mein 2-Wochen Budget sprengen würde). Also flott rüber zu CampEasy, wo ich den Easy Fun gebucht und mit sehr viel Freude festgestellt habe, dass ich durch meinen Reisezeitraum und die Buchungs-Dauer noch ein paar schöne Rabatte abgreifen konnte (natürlich kam auch mein Code HalloIsland22 für gratis Wi-Fi zum Einsatz).
Zur Transparenz: meine Reise wurde nicht durch CampEasy gesponsert, ich habe alles selbst gezahlt.
Hier die Details und Kosten meiner Reise
- Reisedaten: 28. März bis 08. April 2024
- Dauer: 11 Nächte, davon 10 im Camper
- Kosten für den Camper: 234.000 ISK abzgl. 96.750 ISK an Rabatten, also insgesamt 137.250 ISK (910 Euro)
- 1 Nacht im Guesthouse in Keflavík: 89 Euro
- Flüge: 146 Euro Hinflug mit Play, 315 Euro Rückflug mit Icelandair
- insgesamt also 1.460 Euro für Flüge & „Unterkünfte“
→ Hier findest du mehr Infos zu Island im Winter
→ Und hier gibt’s alles rund ums Camper-Mieten in Island
Meine Packliste
Die Reisevorbereitung bestand vor allem darin, mir zu überlegen, wie ich möglichst klug packe. Klar war, der Camper wird isoliert sein und eine Standheizung haben, allerdings habe ich in meinem eigenen Van schon so oft gefroren, dass ich dem Braten zwar getraut, mich aber nicht darauf verlassen habe. Ende März/Anfang April kann man in Island noch von dickem Winter ausgehen, wenn es schöneres Wetter wird, Glück gehabt! Meine Klamotten-Packliste sah daher wie folgt aus:
- Dicke Winterjacke aus Island, mit der ich garantiert nicht friere
- Puffy-Jacket & Regenjacke für Wanderungen, bzw. die Puffy generell für alle Gelegenheiten
- Fleecejacke
- Islandpulli
- Jeans
- Thermo-Wanderhose
- Thermo-Leggings
- Wanderstiefel (ich hatte einiges vor!)
- normale, feste Schuhe
- Crocs für im Van und auf den Campingplätzen (da passe ich nämlich mit dicken Socken rein)
- mehrere Leggings & Longsleeves aus Merino zum Unterziehen
- 1-2 Flanell-Hemden
- Mütze, Handschuhe, Buff
- Leggings, Langarmshirt & Wollsocken zum Schlafen
Nicht viel, aber genau richtig, ich habe jedes Kleidungsstück getragen, wobei die Thermo-Wanderhose nicht hätte sein müssen.
Ansonsten hatte ich folgendes dabei:
- Kamera & Stativ (für Nordlichter)
- iPad, damit es abends nicht zu langweilig wird
- sämtliche Ladekabel, die man so braucht
- Strickzeug (ich habe mir in Island Wolle gekauft und im Urlaub einen neuen Pullover gestrickt)
- Buch (Kalmann und der schlafende Berg, große Empfehlung!)
- Wasserflasche, Kaffeebecher
- YumYum Nudeln für den ersten Abend, weil ich nicht wusste, ob die Supermärkte Gründonnerstag geöffnet haben (haben sie)
Also auch alles nix dolles. Ich hätte mir ein zweites Buch gewünscht, weil ich den Kalmann schon am zweiten Tag fertig gelesen hatte, aber da hatte ich dann auch schon meine Wolle, also wurde es abends im Camper nicht langweilig.
Meine Routenplanung
Haaaah, das war so eine Sache! Im Winter kann man ja nicht so fix planen, wie man das gerne möchte. Ich wollte auf jeden Fall über die Osterfeiertage nach Ísafjörður und dann eigentlich noch ein wenig in den Westfjorden bleiben, bevor ich mich Richtung Norden aufgemacht hätte, um mir Siglufjörður und die umliegenden Fjorde anzuschauen und dann über Akureyri zurück zu fahren.
Guter Plan, das Wetter hatte jedoch andere Pläne für mich…
Meine erste Nacht verbrachte ich im Búðardalur zwischen Snæfellsnes und den Westfjorden. Hier gibt es einen schönen, kleinen Campingplatz direkt am Wasser, wo man schön spazieren gehen kann. In der Nähe gibt es gleich mehrere Hotpots, von denen ich dann auch einige besucht habe. Den Weg nach Ísafjörður bin ich über die Südroute der Westfjorde gefahren, wo ich noch eine lange, lange Pause am Dynjandi-Wasserfall einlegen konnte, bevor ich dann meinen ersten Whiteout auf dem Pass nach drüben hatte. Nicht so spaßig, wenn ich ehrlich bin.
Über Ostern und die Tage danach wehte ein Sturm durch die Westfjorde und den Norden. Ich war wie geplant über Ostern in Ísafjörður, es sah jedoch erstmal nicht so aus, als käme ich auch wieder weg und könnte meine Pläne halten: Die Straße war gesperrt, die Ringstraße im Norden ebenfalls. Aber nach ein paar Tagen in eisigem Wind auf eisigen Straßen mit Schneeverwehungen, Whiteouts und geschlossenen Campingplätzen (in Bolungarvík wurde der Schnee von den Straßen auf dem Campingplatz gesammelt, sodass ich auf dem Parkplatz vom Schwimmbad übernachten durfte) war ich ehrlich gesagt so genervt von diesem Wetter, dass ich einen neuen Plan geschmiedet habe: es sollte ab jetzt der Sonne hinterher gehen!
Der Sonne hinterher
Die Sonne war zu meiner Reisezeit im Süden Islands. Also fuhr ich direkt, als die Straße aus den Fjorden wieder geöffnet war, Richtung Borðeyri, wo ich eine Nacht verbracht habe und dann in den Hvalfjörður, wo ich die windigste Nacht überhaupt erleben durfte, was sich in einem Campervan übrigens wie auf einem Schiff anfühlt. Als sich der Wind am nächsten Tag gelegt hatte, habe ich den Fjord ganz genüßlich umrundet und bin über den Þingvallavatn nach Selfoss und schlussendlich noch zum Skógafoss gefahren. Am Skógafoss habe ich 2017 schonmal eine Nacht gecampt und fand es so unfassbar schön, dass ich mich dieses Mal direkt in die erste Reihe gestellt habe und morgens mit Blick auf den Wasserfall aufgewacht bin. Kleiner Tipp: wenn man um halb 8 früh am Wasserfall steht, sind kaum andere Menschen dort.
Ruhe, Wandern & Nordlichter
Nach einem Besuch im Skógasafn (Museum) und einer kleinen Pause am Kvernufoss, wo ich mich bei schönstem Wetter ins Gras setzen und Pferde beobachten konnte, ging es weiter nach Skaftafell, wo ich gleich 3 Nächte geblieben bin und einen Ruhetag mit Gletscherwanderung und Eishöhlentour eingelegt habe. Auch ohne Gletscher kann man hier wunderbar wandern, sodass ich diese Gelegenheit auch gleich genutzt habe und mir nach der vielen Fahrerei erstmal Bewegung gegönnt habe. Auch das wieder ohne den Druck, irgendwann an einer Unterkunft sein zu müssen.
Auf dem Campingplatz in Skaftafell durfte ich dann auch eine meiner bislang stärksten Nordlicht-Nächte erleben! Zum Glück war das Auto jederzeit gut warm, sodass ich mich immer wieder aufwärmen und den Kamera-Akku laden konnte (so ein Akku hält gar nicht mal soooo lange, wenn es Minus 15 Grad hat…). Ich habe diesen Abend also abwechselnd mit meiner Kamera auf einem Feld und im Auto verbracht, glücklich von all den grünen Lichtern.
Auf dem Rückweg habe ich eine lange Pause in Vík mit einem kleinen Spaziergang und eine Nacht in Selfoss eingelegt, bevor ich für die letzte Nacht nach Reykjavík gefahren bin, wo ich mich nochmal mit Freunden getroffen habe und beim Stockfish Festival kostenlos ins Kino gegangen bin (hier war es wieder kalt und windig, also kam mir das sehr gelegen). Am letzten Tag musste ich den Camper nur noch zurück nach Keflavík fahren, abgeben und habe dann die letzte Nacht in einem Guesthouse verbracht.
Hier nochmal meine Route mit den Orten, wo ich übernachtet habe:
- Tag 1: Anreise Keflavík → Búðardalur
- Tag 2: Búðardalur → Bolungarvík
- Tag 3: Bolungarvík/Ísafjörður
- Tag 4: Bolungarvík → Borðeyri
- Tag 5: Borðeyri → Hvalfjörður
- Tag 6: Hvalfjörður → Skógafoss
- Tag 7: Skógafoss → Skaftafell
- Tag 8: Skaftafell
- Tag 9: Skaftafell → Selfoss
- Tag 10: Selfoss → Reykjavík
- Tag 11: Reykjavík → Keflavík
- Tag 12: Abreise
Mein Eindruck
Ich fand die Reise im Camper großartig! Trotz geschlossener Campingplätze, Sturm und Planänderungen.
Das schönste an so einer Camper-Reise ist die Freiheit, die man mit fest gebuchten Unterkünften so nicht hat. Schlechtes Wetter? Ich fahre einfach woanders hin! Keine Lust zu fahren? Ich bleibe einfach noch ein bisschen stehen! Ich konnte meine Pläne jeden Tag danach anpassen, worauf ich gerade Lust hatte. So waren auch die Ruhetage im Skaftafell Nationalpark genau richtig, an den Tagen vorher hatte ich nämlich viel Strecke zurückgelegt und gerade der Fahrtag aus den Westfjorden heraus war unfassbar anstrengend. Ich mochte es sehr, dass ich alles dabei hatte und mir so an den schönen Orten auch mal eine Suppe oder einen Kaffee kochen konnte und dass ich gemütlich vom Bett aus die Landschaft auf mich wirken lassen konnte ohne im beißend-kalten Wind stehen zu müssen.
Ein bisschen nervig…
Der Camper war für meine Ansprüche genau richtig ausgestattet, ich habe an ihm nichts vermisst oder gedacht „uff, das hätte man sich aber auch sparen können“. Eine Sache, die genervt hat, aber eher wenig mit dem Camper zu tun hatte, waren die geschlossenen Campingplätze. Weil ich kein Klo zum Camper dazu gebucht habe, war ich gezwungen, abends und morgens in die Natur zu gehen. Gerade in der Sturmnacht in Borðeyri war das seeeehr ungemütlich, aber machbar.
Weitaus störender war, dass hier auch einige andere die Natur nutzen mussten und das halt nicht, um nur kurz Pipi zu machen, sondern für größere Geschäfte. Rund ums Klohäuschen war es also im wahrsten Sinne des Wortes ein Lauf durch’s Mienenfeld. Definitiv nicht schön, vor allem, weil ich einfach nicht verstehe, warum man seinen Dreck nicht wegmacht (macht man bei Hunden schließlich auch so) oder zumindest das Klopapier in den Mülleimer schmeißt, sodass es nicht überall durch die Gegend fliegt.
Schade fand ich außerdem, dass ich wenig mit anderen Leuten ins Gespräch gekommen bin, weil man temperatur- und wetterbedingt dann doch viel Zeit im Fahrzeug verbracht hat und das halt jeder in seinem eigenen. Camping ist für mich halt auch irgendwie, dass man mit den Platznachbarn schnackt oder mal ein Bierchen oder einen Kaffee zusammen trinkt. Das ist im Sommer (oder bei besserem Wetter) bestimmt anders.
Wintercamping in Island – meine 4 Tipps
Wärme-Management im Camper
Während der Fahrt soll man die Standheizung nicht laufen lassen, deshalb ist es abends hinten im Camper immer ein bisschen kalt gewesen. Sobald ich meinen Schlafplatz gefunden hatte, habe ich die Standheizung angeschmissen und erstmal ordentlich aufgewärmt. Die Wärme ist leider nicht in die Decke und Matratze gezogen, weshalb ich ab dem dritten Abend angefangen hatte, die Decke in der warmen Luft aufzuschütteln. Das hat einiges gebracht und ich musste nicht ins kalte Bett.
Entertainment
Ich war super happy, dass ich Buch, Strickzeug und iPad dabei hatte. So wurde es abends im Fahrzeug nicht langweilig. Wenn es schon gegen 16:00 Uhr dunkel wird, kann so ein Abend nämlich verdammt lang werden (vor allem, wenn man auf Nordlichter wartet).
Ordnung
Ich habe mal wieder festgestellt, dass ich mein Bett nicht jeden Morgen zurück baue, damit ich Tisch und Sitzbank habe, was im Van sehr schnell zu Chaos führen kann. Direkt vom ersten Tag an, habe ich deshalb darauf geachtet, dass jeder Gegenstand einen eigenen Ort hatte. So konnte ich ein bisschen den Überblick behalten. Meine Reisetasche lag im Kofferraum, also habe ich mir am Abend die Klamotten für den nächsten Tag in eine Ecke vom Bett gelegt und morgens dann die vom Vortag in die Tasche geworfen. Alle 2-3 Tage habe ich kurz aufgeräumt.
Campingplatz-Suche
Zur Campingplatz-Suche habe ich unterschiedliche Anlaufstellen genutzt. CampEasy hat eine eigene Liste mit Campingplätzen und „im Winter geöffnet“ Filter, die war ziemlich gut. Ergänzt habe ich sie noch durch die App „Nordcamp“, in der neben den Campingplätze auch noch Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten aufgelistet sind. Wenn ich nicht sicher war, ob ein Platz tatsächlich geöffnet war (weil die Infos nicht eindeutig waren), habe ich ihn kurz bei Google Maps gesucht und in die Rezensionen geschaut. Es gab immer eine Person, die in den letzten Tagen einen Beitrag dazu geschrieben hat und so konnte ich sicher sein, dass ein Platz wirklich geöffnet war.
Würde ich wieder mit dem Campervan durch Island reisen?
Wieder? Ich glaube, ich möchte nur noch mit dem Van durch Island reisen!
Bis auf die paar Kleinigkeiten, die ein bisschen genervt haben, habe ich diese Reise wirklich genossen. Vor allem einfach die Freiheit, von der ich ja weiter oben schon geschrieben habe, einfach zu machen, worauf ich Lust hatte und mein „Haus“ immer dabei zu haben. Ich würde gerne mal ein paar Wochen im Camper durch Island düsen (vielleicht in einem größeren Fahrzeug dann) und das Land nochmal auf eine ganze andere Weise kennenlernen. Von mir alter Camping-Maus gibt’s auf jeden Fall 13/10 Punkte – immer wieder gern.