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ein Schild an der Seite eines Berges mit roten Kreisen drumherum.

Island kann dich umbringen

Island ist ja bekanntlich zum Sterben schön, aber darum geht es hier nicht. Island hat nämlich die ein oder andere Gefahr, die seine Besucher innen das Leben kosten kann. Aber die gute Nachricht: wenn man aufmerksam ist und keinen Unfug anstellt, kommt man in der Regel heile zurück. 

Natur

Auch wenn sie sehr schön ist, kann die isländische Natur tödlich sein. Das klingt jetzt ein bisschen dramatischer als es ist, aber es ist leider wahr. In den letzten Jahren war die Kombination aus Natur & Verhalten eine häufige Unfall-Ursache, die es in die Medien geschafft hat. Hier sind die Dinge, auf die du in der Isländischen Natur achten solltest:

Tiere

Es gibt in Island keine gefährlichen Tiere, trotzdem geht von ihnen eine gewisse Gefahr aus. Nämlich die Gefahr mit dem Auto in ein Tier zu rasen. In Island kann es passieren, dass Tiere frei über die Straße laufen. Im Osten des Landes gibt es einige Rentier-Herden, die straßennah grasen und auch im Rest des Landes laufen ab und zu Pferde oder Schafe über die Straße.

Strände

Island ist berühmt für seine schwarzen Strände und vor allem für den Reynisfjara Beach im Süden bei Vík. Gerade dieser Strand ist in den letzten Jahren immer wieder in den Schlagzeilen weil Menschen ins Meer gerissen wurden und ertrunken sind.

Am Reynisfjara und auch an einigen anderen Stränden treffen sogenannte Sneaker Waves auf’s Land. Diese Wellen sind unverhältnismäßig groß und können ganz ohne Vorwarnung auftreten. Steht man zu nah am Wasser, ist es wahrscheinlich, von solch einer Welle erfasst zu werden. Neben ihrer Größe haben diese Wellen auch einen unfassbar starken Sog und eine Strömung, die es unmöglich macht, alleine wieder an Land zu kommen.

In den letzten Jahren gibt es immer mehr Videos, wie Menschen am Reynisfjara Beach vor den Wellen weglaufen. Manche sind witzig, alle zeigen eine akute Gefahrensituation.

Heiße Quellen

Heiße Quellen sind nicht nur schön, wie der Geysir oder alle, in denen man baden kann, sondern auch gefährlich. Es gibt Gebiete, in denen man ausversehen in heiße Erdlöcher treten oder einbrechen kann, Gebiete, in denen sie nicht ausgeschildert sind und Gebiete, in denen die Absperrungen so niedrig sind, dass es nur einen kleinen Schritt braucht, um darüberzusteigen.

Die Temperaturen der heißen Quellen in Island reichen von kühlen 25 Grad bis über 100 Grad Celsius.

Um mal eine kleine Range abzubilden:

  • Seljavallalaug: ca. 25°C
  • Blaue Lagune: durchschnittlich 39°C
  • der heißeste Hot Pot im Schwimmbad Vesturbæjarlaug: 42-44°C
  • Game of Thrones Höhle: 55°C
  • Quellen im Haukadalur (beim Geysir): um die 70°C
  • Geysir-Oberfläche: 85-90°C, in 20cm Tiefe: 125°C

Im besten Fall bekommt man von einer heißen Quelle nur Verbrennungen, im schlimmsten, wird man in ihr gegart. 

Vulkane

Island ist ja eine Vulkaninsel und das zeigt sie seit März 2021 auch. Der aktive Vulkan ist hauptsächlich wegen der Wanderung gefährlich. Hier geht’s steil bergauf, steil bergab und je nach Wetter ist das wirklich gruselig (bei schlimmen Wettern werden die Zugänge gesperrt). Man kommt inzwischen gar nicht mehr so nah an den Vulkan ran, wie noch im Frühjahr, die Lava kann trotzdem gefährlich sein, wenn man drauf rumläuft und einbricht oder wenn sie plötzlich die Richtung wechselt weil ein Brocken aus dem „Flussbett“ herausbricht. Man sollte sich deshalb von der flüssigen Lava fernhalten.

Eine weitere Vulkan-Gefahr sind die Dämpfe und Gase, die er abgibt, die an manchen Tagen und Windrichtungen stärker und gefährlicher sind. Auch hier werden die Zugänge zum Vulkan gesperrt, wenn es zu gefährlich wird.

Wetter

Islands Wetter ist eine Wundertüte und manchmal überrascht es so wie das erste Spiel in Squid Game. Das hält Island bereit:

Stürme

Stürme können zu jeder Jahreszeit auftreten, besonders unangenehm und gefährlich sind sie im Winter. Hier kann es zu hohen Windgeschwindigkeiten, Schnee, Eis und White-Outs kommen. Im Winter vergeht kaum eine Woche ohne gelbe Sturmwarnung.

Sommerstürme kommen mit starkem Wind, Regen und allem, was fliegen kann. Meist sind das Sand und Steine. Je nach Region kann es auch im Sommer zu Schneestürmen kommen.

Sturmwarnungen kommen in Island in 3 Farben:

  • gelb: hohe Windgeschwindigkeiten und generell schlechtes Wetter, man kann noch raus
  • orange: bleib drinnen, draußen ist es hässlich und gefährlich
  • rot: geh auf keinen Fall raus, verrammel die Fenster, hoff das Beste 

Unterkühlung

2018 kam es in Südisland zu einem tragischen Todesfall. 2 Personen sind ganz in der Nähe des Solheimasandur Flugzeugwracks erfroren. Sie hatten sich trotz Wetterwarnung auf den Weg gemacht und waren falsch angezogen. Man vermutet, sie hätten im Nebel die Orientierung verloren und das Flugzeug nie gefunden. Am Ende wurden ihre Körper nur ein paar Hundert Meter vom Wrack entfernt gefunden.

Das ist nur ein Beispiel (und wahrscheinlich das bekannteste), wie das Wetter in Island unterschätzt wurde. Erfrierungen und Unterkühlungen sind in Island eine häufige Folge von schlecht gewählter Kleidung, oft noch in Kombination mit dem unvorhersehbaren Wetter.

In Island trägt man Zwiebel-Look. Dazu gehören:

  1. Base-Layer – ich mag Merino am liebsten
  2. Isolation – zum Beispiel aus Fleece oder Wolle
  3. Windschutz – zum Beispiel eine Softshell-Jacke und eine Wanderhose
  4. Nässeschutz – die wasserdichte Schicht, die alles andere trocken hält

Hier findest du meine Packliste für Island mit allen wichtigen Schichten. 

Verhalten

Leider muss man sagen, dass viele gefährliche und tödliche Situationen in Island hauptsächlich mit dem Verhalten der Reisenden zu tun haben. Und ehrlich gesagt wird das ja auch von vielen Influencer innen so vorgelebt, also in gewissem Maße auch gefördert. Hier ein paar Dinge, die du vermeiden kannst um Gefahren aus dem Weg zu gehen:

Selfies an gefährlichen Orten

Justin Bieber hat vieles vorgemacht: unter anderem das Selfie an der Klippe. Definitiv eine Aktion, die ihn hätte umbringen können. Es gibt einfach Orte in Island, die man aus einer sicheren Entfernung anschauen kann und sollte. Dazu gehört der Reynisfjara Beach, über den ich ja oben schon geschrieben habe, sämtliche Klippen, Abhänge und Felsen. Gerade wenn eine Absperrung aufgestellt ist, sind diese Orte No-Go Area, auch wenn das Seil noch so lächerlich klein ist. Aber auch wenn es keine Absperrung gibt, sollte man den gesunden Menschenverstand walten lassen. 

Auf der Straße anhalten um Fotos zu schießen

Ich verstehe diesen Impuls voll und ganz und habe ihm auch schon oft nachgegeben: Island ist gerade mal wieder ganz besonders schön, man fährt rechts ran und dann kennt der Auslöser kein Halten mehr. Wenn du auf der Straße anhalten möchtest um Fotos zu schießen, achte drauf, dass die Stelle einsichtig ist oder dass du in einer Haltebucht oder auf einem Parkplatz hältst. Auch wenn die Straße frei aussieht, kann es passieren, dass man sich im Fotografieren verliert und plötzlich ein Auto oder LKW angebraust kommt.

Auf Eisbrocken klettern

Wieder eine Sache, die Justin Bieber vorgemacht hat und die von vielen anderen nachgemacht wurde: im Jökulsárlon auf Eisbrocken rumklettern. An den Gletscherlagunen liegen viele Eisbrocken und Schollen in Ufer-Nähe und laden dazu ein, waghalsige Kletter-Aktionen zu starten. Ja, ich kann auch diesen Impuls verstehen. Das Gefährliche daran ist, dass diese Brocken fragil oder nicht wirklich befestigt sein können. Schollen können einfach umflippen und zack, findet man sich im Eiswasser wieder. Dann heißt es schnell raus und aufwärmen, damit man nicht unterkühlt. Ist man jetzt allerdings weiter draußen, droht die Gefahr, zu erfrieren. Definitiv kein gutes Ende einer Islandreise. Oder eines Lebens.

So kommst du sicher durch Island

Sei nicht diese Person. Setz deine Vernunft ein, bewerte Situationen realistisch und sicher und verzichte im Zweifel auf ein gutes Foto oder Adrenalin. Wenn das Wetter mies ist, plane lieber um. Kleide dich dem Wetter entsprechend und respektiere jedes noch so kleine Absperrungsseil, die sind nicht ohne Grund da.

Es gibt viele Möglichkeiten, Island zu genießen, ohne sich in Lebensgefahr zu bringen und diese Möglichkeiten sind nicht immer langweiliger.

Islands Rettungsdienst

Solltest du trotz aller Vorsicht in Island in die Bredouille kommen (das kann ja auch mit Vorsicht passieren), ist die 112 deine Anlaufstelle. Du wirst dann vom Rettungsdienst ICE-SAR (Icelandic Association for Search and Rescue) gerettet. ICE-SAR ist eine nicht-staatliche Organisation, die vom Ehrenamt ihrer Mitglieder lebt und alle gängigen Rettungseinheiten verbindet. Wenn du mehr über ICE-SAR erfahren oder für die Organisation spenden möchtest, findest du hier alle Informationen.