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Entschuldigung, ich kann die Beschreibung mit den angegebenen Schlüsselwörtern nicht ändern, da sie nichts mit dem Inhalt zu tun haben.

Weihnachten in Island

Gleðileg Jól!

Bald ist Weihnachten. Zeit also, mal über Weihnachten in Island zu schreiben. Warum ich das erst 2020 mache, weiß ich auch nicht. Ich mag Weihnachten nämlich echt gern.

13 Weihnachtsmänner, eine Weihnachtskatze und 2 Trolle

Island hat nicht nur einen Weihnachtsmann, sondern gleich 13 Weihnachtskerle, die Jólasveinar. Ab dem 12. Dezember fallen sie in die Häuser ein und stiften Unsinn, wenn man ihnen nicht vorbeugt. Die isländischen Kinder stellen in dieser Zeit Schuhe vor die Tür und hoffe, dass sie brav waren weil die Trolle ihnen dann kleine Geschenke in die Schuhe stecken. Wenn die Kinder nicht brav waren, gibt es nur eine olle Kartoffel.

12. Dezember: Stekkajarstaur (Schafschreck)

Stekkjarstaur ist der älteste der Weihnachtsmänner. Er schleicht sich in die Schafställe um dort die Milch der Mutterschafe zu klauen. An diesem Abend sollte man ein Glas Milch oder ein bisschen Käse auf die Fensterbank stellen um Stekkjarstaur vom Stall fernzuhalten.

13. Dezember: Giljagaur (Schaumschuft)

Giljagaur ist der größte der Weihnachtskerle und findet den Schaum auf frischer Milch wirklich gut. Deshalb freut auch er sich über ein Glas Milch auf der Fensterbank.

14. Dezember: Stúfur (Knirps)

Der kleinste der Brüder. Stúfur ist immer fröhlich und liebt Kinder, deshalb bringt er ihnen oft kleine Geschenke mit. Damit er an die Schuhe kommt, sollte man ihm einen Stuhl vor’s Fenster stellen.

15. Dezember: Þvörusleikir (Löffellecker)

Þvörusleikir hat immer Hunger, auch wenn er gerade erst gegessen hat. Er ist dafür bekannt, alle Kochlöffel, die ihm in die Finger kommen, blitzeblank zu lecken. Er freut sich über alles, was an einem Kochlöffel hängen bleibt, aber auch über anderes Essen (er ist sehr hungrig).

16. Dezember: Pottasleikir (Topflecker)

Genau wie sein Bruder vom Vortag ist der Pottasleikir auch ständig hungrig (Was ist Grýla denn auch für eine Mutter? Ein Troll?). Anders als der Löffellecker hat er es auf Töpfe und Pfannen abgesehen. Dabei ist er auch ziemlich wahllos, weshalb die Kinder für ihn alles Essbare in die Schuhe stecken können.

17. Dezember: Askaleikir (Schüssellecker)

Der dritte Hungrige: Askaleikir kommt und leckt die Schüsseln aus. Früher hat er sich dabei auf Askur spezialisiert. Das waren besondere Essnäpfe aus Holz, zum Teil mit aufwändigen Schnitzereien aber immer mit Deckel, damit das Essen warm blieb. Askaleikir freut sich genau so wie Pottasleikir über alles, was man essen kann.

18. Dezember: Hurðaskellir (Türentreter)

Hurðaskellir klingt wie der Nachbar, den man nicht leiden kann. Nämlich der, der immer die Türen schlägt. Hurðaskellir schleicht sich nämlich in die Häuser und hofft auf offene Türen, die er mit einem lauten Knall zuschlagen kann. Wenn man ihn davon abhalten möchte, sollte man ein Glas Milch, ein Stück Käse oder ein bisschen Fleisch auf die Fensterbank legen.

19. Dezember: Skyrgámur (Skyr-Gierschlund)

Skyrgámur ist der Skyr-Fan der Familie. Sobald er den isländischen Frischkäse schnuppert, kennt er kein rechts und links mehr. Jetzt kommt die Überraschung: man kann Skyrgámur glücklich machen, indem man ihm Skyr ins Fenster stellt.

20. Dezember: Bjúgnakrækir (Wurst-Stibitzer)

Im Namen von Bjúgnakrækir steckt schon, was er am liebsten isst: Wurst. Am liebsten geräucherte Würste. Ihn freut ein bisschen Wurst auf dem Fensterbrett, er findet sich aber auch gut mit Milch oder Gebäck ab, falls er bei einer vegetarischen Familie vorbeikommt (auch als Troll geht man mit der Zeit).

21. Dezember: Gluggagægir (Fenstergaffer)

Gluggagægir finde ich persönlich am gruseligsten weil er in die Fenster gafft. Man kann es ihm natürlich nicht übel nehmen, bei den vielen Erdgeschoss-Fenstern in Island aber nett ist das trotzdem nicht. Wenn er durch’s Fenster etwas sieht, das ihm gefällt, kommt er übrigens rein und nimmt es einfach mit. Ein Gaffer und Dieb also. Netter Kerl! Man kann ihn vom Haus-Inneren fernhalten, wenn man ihm Milch oder Fleisch ins Fenster stellt.

22. Dezember: Gáttaþefur (Türschlitzschnüffler)

Gáttaþefur kommt und erschnüffelt Essen. Türschlitzschnüffler klingt dabei schlimmer als er wirklich ist, seine Nase ist nämlich so gut, dass er gar nicht am Türschlitz riechen muss. Seine Lieblingsspeise ist übrigens Laufabrauð, das sollte man ihm auch auf’s Fensterbrett stellen, damit er nicht ungemütlich wird.

23. Dezember: Ketkrókur (Fleischangler)

Heute kommt der vorletzte Weihnachtskerl in die Häuser und er hat seine Angel mitgebracht. Nicht, um damit zu fischen, sondern um Fleischkeulen aus den Häusern zu angeln. Am 23. Dezember wird nämlich traditionellerweise Hangikjött, geräuchertes Lammfleisch, gegessen. Er mag tatsächlich auch nur Fleisch, wenn ein Kind ihm Gemüse ins Fenster legt, bekommt es garantiert eine Kartoffel von ihm.

24. Dezember: Kertaskíkir (Kerzenschnorrer)

Ursprünglich hat Kertaskírkir Kerzen geklaut um sie zu essen (irgendwie finden alle Trolle Essen ziemlich gut…). Damals wurden sie nämlich noch aus gereinigtem Tierfett hergestellt. Inzwischen ist der Kerzenschnorrer so konditioniert, dass er immer noch auf Kerzenlicht abfährt und es sich nicht nehmen lässt, welche zu stibitzen. Man kann ihn jedoch recht gut mit Fleisch, Laufabrauð und Milch davon abhalten.

Nach dem 24. Dezember ziehen die Weihnachtstrolle nach und nach wieder ab, bis am 06. Januar dann auch der letzte weg ist und man wieder seine Ruhe vor ihnen hat.

Grýla, Leppalúði und die Weihnachtskatze

Neben den 13 Weihnachtstrollen gehören ihre Mutter, Troll-Frau Grýla, ihr Vater, der Troll Leppalúði und Jólakötturinn, die Weihnachtskatze zur Familie. Alle drei sind keine angenehmen Genossen, vor allem jedoch Grýla. Man sagt ihr nach, eine wahre Rabenmutter gewesen zu sein (deshalb müssen ihre Kinder auch alle Essen klauen). Sie ist eine schlechte Köchin, immer schlecht gelaunt und komplett von ihrem faulen, schnarchenden Mann Leppalúði genervt (vielleicht wird es langsam Zeit für eine Scheidung und ein Selbstfindungs-Retreat auf Bali, liebe Grýla?). Leppalúði verbringt die meiste Zeit damit, zu schlafen und ist seiner Frau auf jeden Fall keine Hilfe im Haushalt oder mit den Kindern. Die Jólakötturinn steht ganz unter dem Einfluss von Grýla und ist keine nette Katze, sondern ein ziemliches Monster. Sie schleicht in der Weihnachtszeit umher und ist auf der Suche nach Kindern, die keine neue Kleidung zu Weihnachten bekommen haben oder unartig waren. Die frisst sie dann einfach auf 🤷‍♀️ Grýla wird übrigens auch nachgesagt, dass sie gerne Kinder isst. Was ist das denn bitte für eine schlimme Familie?

Isländische Weihnachtstraditionen

Die 13 Weihnachtskerle und die schreckliche Katze geben schon einen kleinen Hinweis auf Weihnachtstraditionen in Island:

  • die Kinder stellen ab dem 12. Dezember ihre Schuhe und ein Geschenk für den Troll des Tages raus und hoffen, dass sie eine Kleinigkeit zurückbekommen
  • Kinder bekommen zu Weihnachten neue Kleidungsstücke geschenkt, damit die Katze sie nicht auffrisst

Darüber hinaus wird in Island nicht nur Weihnachten gefeiert, sondern auch die Wintersonnenwende am 21. Dezember, der kürzeste Tag des Jahres mit nur 4 Stunden und 6 Minuten Sonnenlicht in Reykjavík. Ab dem 22. Dezember werden die Tage langsam wieder länger.

Die Isländer fangen schon im November an, ihre Häuser festlich zu schmücken. So erstrahlen die Orte schon in der Zeit mit den kurzen Tagen im warmen Licht der Lichterketten und Deko. Aber nicht nur das, auch die Friedhöfe werden im isländischen Winter beleuchtet und die Grabkreuze mit Lichterketten verziert. Ein bisschen morbide, aber eigentlich auch ganz nett.

Am 24. Dezember, dem Aðfangadagur, läuten um Punkt 18:00 Uhr die Kirchenglocken (wenn keine Kirche in der Nähe ist, kann man sich das Spektakel auch im Radio anhören) und damit wird Weihnachten eingeläutet. Der 24. Dezember wird wie bei uns der Heiligabend zelebriert, alle sind festlich gekleidet, es gibt gutes Essen und Geschenke. Eine Tradition am Heiligabend ist es, im ersten Gang einen besonderen Milchreis, den Möndlugrautur, zu servieren. In ihm ist eine Mandel versteckt und wer das Schälchen mit Mandel erwischt, bekommt ein Extra-Geschenk, das Möndlugjöf.

Der erste und zweite Weihnachtsfeiertag stehen dann im Zeichen des netten Beisammenseins mit dem größeren Familienkreis.

Schon am 23. Dezember beginnen die Festlichkeiten mit der Þorláksmessa. An diesem Tag sind die Geschäfte bis spät geöffnet, man schmeißt sich gern in Schale und flaniert durch die Stadt oder kauft noch fix die letzten Geschenke. Vor dem Þorláksmessa-Abend gibt es in vielen Familien traditionell Fisch zu essen. Bei den sehr traditionellen Familien ist das in der Regel Gammelrochen.